Porsche & VW-Aktien stürzen nach radikalem Strategiewechsel und Milliarden‑Abs Abschreibung
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Sep, 23 2025
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Strategiewechsel bei Porsche – von vollem Elektro zur Rückkehr mit Verbrennungsmotoren
Am Freitagabend verkündete Porsche einen Schritt, der die Branche erschüttert: Das geplante Premium‑SUV‑Modell, das über dem Cayenne angesiedelt werden sollte, wird nicht mehr als reine Elektrovariante gebaut. Stattdessen soll das Fahrzeug mit Gastank‑Motor und als Plug‑in‑Hybrid angeboten werden. Noch gravierender ist die Ankündigung, dass Klassiker wie der Panamera und der Cayenne bis weit in die 2030er‑Jahre mit Verbrennungsmotoren weiterproduziert werden. Das bedeutet einen kompletten Rückschritt gegenüber der zuvor kommunizierten Elektrifizierungs‑Roadmap, die den Übergang zu vollelektrischen Modellen bereits für das frühe nächste Jahrzehnt vorsah.
Der Strategiewechsel hat nicht nur das Markenimage von Porsche ins Wanken gebracht, sondern auch massive finanzielle Folgen. Das Unternehmen meldete Sonderbelastungen in Höhe von 1,8 Milliarden Euro, die zusammen mit bereits angekündigten 1,3 Milliarden Euro ein Gesamtvolumen von über 3 Milliarden Euro für Porsche selbst ergeben. Für den Volkswagen‑Konzern, dem Porsche seit Jahren als profitabler Kernbereich dient, steigen die Abschreibungen auf rund 5,1 Milliarden Euro – inklusive rund 3 Milliarden Euro, die auf die Neubewertung der Porsche‑Beteiligung entfallen.
Die Auswirkungen auf die Investment‑Community waren sofort sichtbar: Am Montag brachen die Vorzugsaktien von Volkswagen um mehr als 8 % ein, während die Porsche‑AG‑Aktie mit über 9 % ihr stärkstes einstündiges Minus seit dem Börsengang vor drei Jahren verzeichnete. Der Kursverfall hat die bereits stark gefallenen Porsche‑Aktien weiter belastet – das Unternehmen hat in diesem Jahr bereits beinahe ein Drittel seines Wertes verloren.
Finanzielle Repercussionen und Ausblick – Margen schrumpfen, Dividenden fallen
Die Zahlen gehen über einmalige Abschreibungen hinaus. Porsche hat seine operative Marge für das Geschäftsjahr 2025 von bisher geplanten 5‑7 % auf maximal 2 % gekürzt. Auch die EBITDA‑Marge des Automobilbereichs wird von 14,5‑16,5 % auf 10,5‑12,5 % nach unten korrigiert. Das mittelfristige Margin‑Ziel, das einst bei bis zu 17 % lag, wird jetzt auf höchstens 15 % begrenzt. Die neue Prognose wird mit schwächerer Nachfrage, besonders im wichtigen chinesischen Markt, und mit höheren US‑Zöllen begründet.
Obwohl Porsche die Umsatzerwartung von 37‑38 Milliarden Euro beibehält, warnt das Unternehmen bereits jetzt, dass die Dividende deutlich unter den kürzlich ausgeschütteten Beträgen liegen wird. Trotz einer geplanten Ausschüttungsquote von über 50 % des Nettoergebnisses – ein Ziel, das langfristig im Konzern verankert ist – wird die kurzfristige Ausschüttung stark gekürzt.
Ein zusätzlicher, wenig beachteter Aspekt des Schocks ist die bevorstehende Ausgliederung aus dem DAX-Index. Während die Holding Porsche SE weiterhin im Leitindex bleibt, muss die operative Einheit Porsche AG in den MDAX wechseln – ein eindeutiges Signal an die Märkte, dass das Unternehmen künftig als mittelständisches, nicht mehr als Leitkiosk gilt.
Der Volkswagen‑Konzern selbst steht unter Druck. Die schwächeren Porsche‑Zahlen und die US‑Handelshürden haben das Jahresergebnis des gesamten Konzerns belastet. VW plant nun direkte Gespräche mit amerikanischen Behörden, um mögliche Zolllösungen zu finden, und kündigt neue Investitionen an, um den Produktionsmix flexibel an veränderte Marktbedingungen anzupassen.
- Strategiewechsel: Rückkehr zu Verbrennern bei zukünftigen SUVs \n
- Finanzielle Belastungen: 1,8 Mrd. € Sonderbelastungen + 1,3 Mrd. € bereits geplant
- Gesamtabwurf für VW: 5,1 Mrd. € inkl. 3 Mrd. € Abschreibung Porsche‑Anteil
- Margin‑Reduktion: Operative Marge 2025 jetzt max. 2 %
- Indexwechsel: Porsche AG fällt aus dem DAX in den MDAX
Die aktuelle Lage wirft ein grelles Licht auf die grundlegenden Spannungen, mit denen deutsche Automobilhersteller konfrontiert sind: Der rasante Schwenk zur Elektromobilität kollidiert mit realen Marktbedingungen, geopolitischen Unsicherheiten und einem sich wandelnden Konsumentenverhalten. Für Porsche ist die Rückkehr zu Verbrennungsmotoren ein Versuch, kurzfristige Liquiditätsprobleme zu überbrücken, doch das Risiko, das Markenimage im Luxussegment zu verwässern, ist enorm.
Investoren beobachten nun besonders aufmerksam, wie VW und Porsche auf die anstehenden US‑Handelsverhandlungen reagieren und welche konkreten Produktentwicklungen die Unternehmen in den nächsten Quartalen präsentieren. Ob die erneuerte Strategie langfristig Halt findet oder die Unternehmen erneut zu einer Korrektur gezwungen werden, bleibt abzuwarten – aber eines ist klar: Die aktuelle Krise dürfte das Vertrauen in die deutsche Automobilindustrie noch weiter erschüttern.